1. Lebenswoche

Die erste Woche im Leben unserer Süßlinge ist wie im Fluge vergangen. Es war eine Ruhige. Die Wachphase der Kleinen beträgt noch nur 10% (was irgendwie nicht bedeutet, dass ich besonders viel Schlaf gehabt hätte). Und es läuft richtig rund. Alle entwickeln sich toll, trinken regelmäßig, nehmen gut zu und die Ersten nähern sich bereits der Verdopplung ihres Geburtsgewichtes.

Angeführt wird die Tabelle von den durchsetzungsstarken Herren Rot, Grün und Braun, die selbstbewusst durch die Milchbar pflügen und sich die besten Plätze reservieren oder notfalls auch mopsen, indem sie den daran hängenden Bruder so lange bulldozern, bis die Zitze wieder frei wird. Entweder sind sie besonders wählerisch oder sie stellen sich einfach nur etwas dämlich an, selbst was zu finden. Sie brettern rabiat durch die Zapfsäulen und ich bin einfach immer wieder erstaunt, wie gutmütig und stoisch Dixi das über sich ergehen lässt.
Es folgen die Herren Orange, Gelb und Blau, die an der nächstbesten Ladestation andocken, selbst wenn’s eine der hinteren Zitzen ist, und hängen bleiben, solange sie den Rangeleien ihrer Brüder standhalten können (was hinten praktisch immer der Fall ist). Letztere Fraktion verschläft gerne mal eine Mahlzeit und bleibt trotzdem genügsam, während die Moppel in solch einem Fall meckern, dass sie nun ganz fürchterlich am Verhungern seien und umso energischer schubsen.

Insgesamt sind sie aber alle super entspannt, genügsam, zufrieden und bisher so unfassbar unkompliziert, noch weit mehr als ich es erwartet hatte. Wenn es nach mir geht, darf es gerne so gechillt bleiben. Nur ganz selten hört man vereinzelt überhaupt irgendwelche Mini-Beschwerden und selbst die verebben überaus fix, sobald Dixi wieder in die Wurfbox hüpft. Auch die unbeliebteren Zitzen werden nun immer besser bedient, zumeist sogar selbstständig. Schon länger war kein melkendes Eingreifen meinerseits nötig. Kurzum, alles ist eingespielt! Dixi managt die Rasselbande routiniert, pflichtbewusst und liebevoll. Und dafür bin ich ihr unendlich dankbar. Ohne ihr instinktsicheres Verhalten wäre besonders diese erste Phase für mich eine ganz andere Hausnummer.

Die Halsbändchen bringen Farbe in die Wurfbox, denn unsere Jungs haben den Termin beim Maler verschoben. Einzig Herr Orange zeigt schon deutlich erste Tupfen, besonders am Bauch und den Pfötchen. Ihm folgt Herr Rot. Erahnen kann man sie ansatzweise bei den Herren Grün und Blau, die sich allerdings doch noch sehr bedeckt halten. Bei den Jungs Gelb und Braun (abgesehen von seinem süßen Plattenohr) sieht man noch gar keine Färbung.
Auch wenn viel Wärme natürlich von Mama kommt, so soll es möglichem Welpensterben entgegenwirken, die Umgebungstemperatur der Neugeborenen in der ersten Lebenswoche um die 30°C zu halten. Nun wir sie auf etwa 25°C gedrosselt. Draußen ist es ja vor allem nachts mittlerweile auch ziemlich unangenehm. Ich hänge also im Welpenkino fest. Mittlerweile sind die Speckmaden so propper, dass man sooo schön mit ihnen schmusen kann. Dieser herrliche Welpenduft, das fluffige Fell und dann schmiegen sie sich auch noch an, hach, verliebt. Mit jedem Tag ein bisschen mehr. Definitiv ein Privileg des Züchters!

Das viele Anschmachten gibt mir auch die Möglichkeit, zuzusehen, wie sich aus den Babys kleine Charaktere formen. Der ganze Wurf ist überaus entspannt, verschmust und bisher so ausgeglichen, dass es mir wirklich sehr schwerfällt, zu jedem etwas Individuelles zu schreiben. Homogener noch als ich es erwartet habe. Hier trotzdem ein erster Versuch, kleine Feinheiten der Brüder zu erkennen.

In der Reihenfolge ihrer Geburt:

Herr Blau
Der Konstanteste und aktuell Leichteste. Gelegentlich verschläft er eine Mahlzeit, sodass ich ihm einen Tipp gebe. Dafür hängt er dann hartnäckig an der Zitze, bis es Nachschlag gab. Wir sind ein eingespieltes Team, mein Mister Zuverlässig, wenn ich ihm eine der hinteren Zitzen zuweise. Ich habe ihn noch nie protestieren hören, weder wenn er alleine schlummert, noch wenn seine Brüder auf ihm herumwuseln, er auf Entdeckungstour durch die Wurfbox unterwegs ist, ich ihn zum Wiegen herausnehme oder er Hunger hat. Im Pulk schlummert er meist mit dem Kopf auf einem seiner Brüder liegend. Er ist überaus genügsam und unauffällig, geht seelenruhig seinen Weg und lässt sich nicht beirren.

Herr Grün
Eine ziemlich coole Socke. An der Milchbar versucht er meist der Erste zu sein, verpasst keine Mahlzeit und lässt sich nicht unterbuttern. Ansonsten ist er nicht übermäßig mobil, setzt mehr auf die wirklich nötigen, dafür dann aber sehr gezielten Bewegungen. Futtern, Milchkoma und Kuscheln bestimmen seine perfektionierte Routine. Er ist grundsätzlich ein ziemlich gemütlicher Geselle mit viel Schmusepotenzial, der oft ganz bewusst meine Nähe sucht und zufrieden in meinem Schoß döst. Allein beim abendlichen Wiegen lässt er ein bisschen den zappeligen Kasper in ihm aufblitzen, allerdings ganz ohne zu meckern.

Herr Braun
Ein standhafter Bub, der mehr durch sein niedliches Plattenöhrchen hervorsticht (hier, ich, Fan, sowas von!) als durch sein Verhalten. Beherzt und selbstbewusst agiert er an der Milchbar nach dem Piraten-Prinzip: nehmen, was man kriegen kann, und nichts wieder hergeben. Von mir wird er deshalb gerne mal an eine der hinteren Zitzen versetzt, wenn er zu lange getrödelt hat. Er klettert wie kein anderer unerschrocken auf Mama herum und pennt da, wo er gerade liegt, ob im Pulk, eingeklemmt zwischen Dixis Läufen oder separat. Als einer der Ersten hält er sich schon erstaunlich gut auf den noch wackeligen Beinen, tapst munter und fidel durch das Wurflager und kullert dabei deutlich seltener um als die anderen.

Herr Orange
Der Erste und bisher weitestgehend einzige, der sich auf die Punkte gucken lässt. Es könnte darauf hindeuten, dass es für ihn mit dem LUA-Gen eventuell nicht geklappt hat. Dafür hat er Oma Alvas An/Aus-Schaltknopf auf der Nase, so unendlich niedlich! In den ersten Tagen war er mein heimlicher Favorit (ich liebe sie alle!!), immer von sich aus bereit fleißig an den schwierigeren Zitzen zu arbeiten und sich damit aus den Rangeleien herauszuhalten. Mittlerweile stürzt er sich erfolgreich mitten ins Getümmel, verpasst keine Mahlzeit und weiß sich zu behaupten. Selten sieht man ihn alleine irgendwo liegen, er liebt es zu kuscheln, mit den Geschwistern, Mama oder mir.

Herr Gelb
Der bisher auffallend Unauffälligste von allen im bestmöglichen Sinne, ein herrlich besonnenes Gemüt und ganz klar ein Vertreter der Devise „work smarter not harder“. Er wählt clever meist eine der unten liegenden Zitzen und ist damit effektiv abgeschirmt von dem plänkelnden Kräftemessen über ihm. Auch im Schlummermodus merkt man ihm diese Einstellung an. Wo er liegt, da liegt er, ob allein oder jemand anderem als Auflage dienend, ob Dixi ihn putzt oder ich ihn auf die Waage hebe, er empört sich über absolut nichts. Großartig durch die Wurfbox wuseln habe ich ihn noch nicht gesehen, aber wenn ich in der Kiste hocke, findet mich niemand so schnell wie er.

Herr Rot
Der Willensstärkste mit der meisten Durchsetzungskraft an der Tanke. Wenn einer der Brüder überhaupt Temperament hat, dann er. Er weiß ganz genau, was er will, und möchte es auch auf seine Weise lösen. Richtungsgebende Hinweise von mir schlägt er weitestgehend in den aktuell draußen vorherrschenden Wind. Mit seinem dezent eigenen Rhythmus ist er nachts meist stärker aktiv, womit er am Tage trügerisch ruhig wirkt. Er ist momentan der Kräftigste und hat trotzdem am lautesten und energischsten Sorge, er könnte am Buffet ein Mal leer ausgehen. Seine Beinchen gehorchen ihm bereits hervorragend, tragen ihn flink durch die Wurfbox und machen ihn ziemlich mobil. Zu lange auf Alleingang fernab von Mutti oder den Geschwistern bekommt er dann allerdings doch Muffensausen und bittet um Orientierungshilfe.