Geburt

Jede Geburt ist ein Wunder. Das Wunder der Geburt allerdings, das ist ein hartes Stück Arbeit. Und es kann mitunter verdammt lang dauern! So wie dieser Bericht über die Geburt unserer sechs B-chen.

Erfahrungsgemäß war Tag 60./61. ja quasi vorprogrammiert gewesen. Und so sollte es auch kommen, pünktlich zum Welthundetag am 10.10. War ich darauf vorbereitet gewesen? Ich würde sagen, so semi. Natürlich rechnet man in diesem Zeitfenster immer irgendwie mit der Geburt, Dixi hatte allerdings vorab fast keine Anzeichen gezeigt. Kein Temperatursturz, keine Unruhe, kein Nestbau, das über das übliche “Prinzessin auf der Erbse”-Verhalten meiner Mädels hinausging, den Nachmittag lang die Sonne genossen, kurz zuvor noch normal mit Gassi gewesen. Dann ein dezentes Mäkeln beim Abendbrot, wo ganz ungewöhnlich ein Drittel im Napf blieb. Und eine Stunde später begann schon das große Hecheln, eine weitere Stunde später das Scharren in der Wurfkiste samt häufigem Umbetten. Untrügliche Anzeichen der Eröffnungsphase.

Ich könnte natürlich direkt springen zur erfolgreichen Geburt des ersten Speckies. Oft wird lediglich die Spanne der Austreibungsphase samt Uhrzeit der jeweiligen geborenen Welpen angegeben. Das gibt allerdings ein verzerrtes Bild wieder (Hashtag für mehr Realität). Viel zu selten erwähnt und mir deshalb wichtig ebenso zu würdigen ist die erste Phase einer Hundegeburt. Jede Frau, die bereits ein Kind geboren hat, wird nachvollziehen können, wie quälend all die Stunden sein können, in denen sich die Geburtswege weiten, sich der Körper vorbereitet auf das, was bevorsteht, und das noch vor der deutlich sichtbaren Wehentätigkeit.
Dixi äußerte es durch anhaltendes heftiges Hecheln, Unruhe und Nestbauverhalten, wobei sie es nicht nur beim Umgraben der Wurfbox beließ, sondern es vor allem aufs Zerreißen der Laken und Handtücher abgesehen hatte. Vorsorglich hat man rund um die Geburt sowieso mehr als genug davon herumliegen und ein bisschen Schwund schadet nicht. Es heißt, wenn man als Züchter Mitleid mit seiner Hündin hat – obwohl alles richtig läuft und ganz natürlich ist – weiß man, sie befindet sich in der Eröffnungsphase, und das dauert.
In Dixis Fall 24h. An Schlaf war dementsprechend für uns beide in dieser und der nächsten Nacht nicht mehr zu denken gewesen. Zu regelmäßig ihre Schübe, zu groß meine Aufregung, wo doch meine wichtigste Aufgabe darin bestand, möglichst viel Ruhe und Beruhigung hineinzubringen.

Am 11.10. pünktlich zur Prime Time begann unsere ganz besondere Privatvorstellung mit – so die Natur wollte – Garantie zum Verlieben. Wir wechselten in Phase zwei der Geburt, die Austreibungsphase, in der immer kräftiger werdende und deutlich sichtbare Wehen Dixi wellenartig durchströmten und die Welpen in den Geburtskanal bzw. die dahinter liegenden immer weiter nach vorne pressten. Ein Kraftakt. Ganze zweieinhalb Stunden mussten Dixi und das erste B-chen zusammenarbeiten, bis es flutschte. Ein strammer Rüde. Ihm folgte direkt ein ebenso propperer Bruder.
Anderhalb Stunden lang wurden Kräfte gesammelt und Vanilleeis geschleckt. Für die eine zur Stärkung, für alle anderen als Nervennahrung. Nach einer halben Stunde kräftiger Wehen schlüpfte mit Nummer Drei der erste Freckled Friends Plattenprinz. Wieder zügig hinterher folgte ihm eine halbe Stunde später ein weiterer Rüde. Ich musste schon ein wenig schmunzeln. Vier Fruchthüllen waren im Ultraschall zu sehen gewesen, vier Buben waren geboren.
Ich fühlte allerdings noch einen weiteren Welpen und auch Dixi machte nicht den Eindruck, dass wir fertig wären. So kam wiederum eine gute halbe Stunde später – ich traute mich kaum nach dem Geschlecht zu schauen – ein weiterer Rüde zur Welt.
Im Anschluss legte Dixi sich ab, pausierte, war ruhig und entspannt. Bis sie ganz plötzlich unbedingt nach draußen wollte. Auch das gehört zum Züchterdasein unter der Hundegeburt. Mitten in der Nacht mit Taschenlampe und Handtuch bepackt vom gebärenden Hund durch den gesamten Garten gezerrt zu werden. Kaum zurück im Welpenlager komplettierte anderhalb Stunden nach seinen Geschwistern – Überraschung – wiederum ein Rüde die Jungstruppe. Unsere B-chen sind also ein reiner Bubenwurf.

Jede Geburt ist einzigartig. Jede Geburt wird mit Spannung erwartet. So viele fiebern mit, drücken Daumen und immer hofft man auf einen komplikationsfreien Verlauf. Es ist immer wieder aufs Neue ein besonderes Wunder und ganz gleich, wie viele Hundegeburten ich noch werde begleiten dürfen, keine wird der anderen gleichen, immer wird bei der Freude darüber auch die Ehrfurcht, besonders vor der schieren Dauer, und Hoffnung, dass die Natur es gut mit einem meint, mitschwingen.
Und das hat sie bei unseren B-chen. Alle Speckies haben ihren Kosenamen mehr als verdient, die Geburtsgewichte sind in der Tat ziemlich ordentlich. Kein Wunder also, dass Dixi so kräftig arbeiten musste. Die Kleinen sind mobil, fit und immer hungrig, genau so wie es sein soll.

Wir freuen uns riesig über die Geburt von sechs propperen Buben! Willkommen in meinem Herzen, ihr Süßen!
Da die beiden Erstgeborenen in der Nacht zum und die anderen vier Geschwister am 12.10. geboren wurden, habe ich mich für diesen Tag als Geburtsdatum des B-Wurfes entschieden.

Geburtsreihenfolge
22:48 UhrHerr Blau412 gweiß-schwarz
23:00 UhrHerr Grün436 gweiß-braun
01:46 UhrHerr Braun418 gweiß-braun
02:18 UhrHerr Orange398 gweiß-schwarz
02:58 UhrHerr Gelb426 gweiß-braun
04:26 UhrHerr Rot436 gweiß-braun

Mein größter Dank und enormer Respekt gilt selbstverständlich Dixi, die die Geburt so souverän gemeistert hat und unseren B-chen von der ersten Sekunde an eine liebevolle Mama ist (ganz ehrlich, das ist voll ihr Ding, endlich hat sie wen außer uns zum Schlabberschnuten).
Mein herzlicher Dank geht an meine Familie, die versucht hat, mir den Rücken frei zu halten, sodass ich für Dixi dasein konnte. Danke an all die lieben Menschen, die so eifrig mitgefiebert haben und sich nun mit uns freuen. Ein spezielles Dankeschön den Züchtern Petra und Andrea sowie Frauchen Nancy dafür, dass die Buben den hübschen Monti als Papa haben dürfen.
Und mein besonderer Dank geht wieder an die liebe Jenny, die wundervolle Züchterin meiner Mädels. Danke fürs Beruhigen, Erklären, Anleiten, Ablenken und einfach immer Dasein, selbst mitten in der Nacht im weit entfernten Urlaub.

Auch wenn alles glücklicherweise komplikationslos verlief, Dixi das hervorragend und instinktsicher gewuppt hat und alle aktuell wohlauf zu sein scheinen, so sind wir nun doch ziemlich k.o. und holen erstmal etwas wohlverdienten Schlaf nach.